Am Samstag war es soweit. Hetty und ich sind morgens um sieben zur JAS aufgebrochen. Pünktlich zum Treffen um 8 Uhr waren wir vor Ort im Suchenlokal. Zuerst Anmeldung und dann warten bis es los ging ins Revier. Dort fand dann die offizielle Begrüßung und die Einteilung der Reihenfolge statt. Hetty und ich waren das vierte Team von vier. Eigentlich sollten es 6 Teams sein, zwei hatten aber zuvor abgesagt.
Als erstes fand die Chipkontrolle und die Überprüfung der Zähne (ob sie sich das gefallen lassen) der Hunde statt. Dazu standen wir alle in der Reihenfolge in der wir geprüft werden würden nebeneinander. Hetty untersuchte die Richterin schon mal genauer, während sie noch mit dem Hund vor uns beschäftigt war, indem sie sie ausgiebig von hinten abschnüffelte. Und dann waren wir dran. Als die Richterin sich uns zuwendet, weicht Hetty aus. Was ist denn nun los? Chipkontrolle hatten wir schon mal gemacht, das ist also nix neues. Aber aus irgendeinem Grunde fand Hetty es heute gruselig. Ich musste sie dann echt festhalten, damit wir den Chip kontrollieren konnten. Im Kommentar steht dann auch drin: Zeit Unsicherheit bei der Chipkontrolle. Als ich dann später noch mal drüber nachgedacht habe, fiel mir auch ein, warum das wohl so war. Die Richterin hatte ein weißes, längliches Teil in der Hand mit dem sie in Richtung ihres Kopfes ging. Und am Tag vorher habe ich dem Mädel noch mal mit einer weißen, länglichen Flasche Tropfen in die Ohren gemacht. Nach der Ohrenentzündung sollte ich das ja regelmäßig ein bis zwei Mal die Woche machen. Hatte ich aber irgendwie ne Zeit lang vergessen und das fiel mir halt am Tag vor der Prüfung ein. Und auch da ist sie ausgewichen. Ich denke also das es damit zusammenhing. Aber egal, Tatsache ist, dass das Mädel ausgewichen ist und Unsicherheit gezeigt hat. Die Zähne hat sie sich dann kontrollieren lassen.
Ich habe Hetty dann zurück ins Auto gebracht, mein erstes Kaninchen geholt und abgegeben und dann darauf gewartet das wir mit der ersten Aufgabe beginnen. Die Schleppspur. Jeder Hund bekam eine eigene Spur gezogen, die auf einer großen Wiese begann und dann im Wald endete. Da wir die letzten waren, musste ich mit Hetty ein ganzes Stück laufen bis wir bei den Richtern ankamen. Mir wurde die Aufgabe erklärt und gezeigt wo der Anschuss in etwa zu finden sei. Ich sollte den Hund schnallen und dann in Richtung des Anschusses gehen, damit Hetty diesen selbständig findet. Dann durfte ich mein Mädchen los machen und sie in die Suche schicken. Hetty nahm meine Richtung gut an, lief ein bisschen hin- und her und schon hatte sie den Anschuss gefunden. Gründlich untersuchte sie diesen und verfolgte dann die Schleppspur. Es war recht windig und sie driftete mehrfach ab weil die Spur wohl weit verbreitet wurde. Drei Mal kam sie zum Anschuss zurück und dann hatte sie es geschafft sich bis zum Wald vorzuarbeiten. Hier ging sie dann auch mit dem Wind am Waldrand entlang. Irgendwo lief sie dann ein paar Meter in den Wald, kam aber schnell wieder zurück und begann wieder an der Stelle, an der die Schleppspur vermutlich von der Wiese in den Wald ging. Das wusste sie aber ja nicht. Sie rändelte noch ein wenig, ließ sich vom Wind weit raus treiben, kam aber immer wieder zurück. Sie versuchte es noch einmal an der Stelle wo sie zuvor in den Wald gegangen ist, aber merkte schnell wieder das das falsch war. Und dann ging sie einfach mal geradeaus in den Wald. Sie musste hier wohl einen kleinen Wall überwinden, der ihr das Verfolgen der Spur nicht leicht gemacht hatte. Und dann war sie aus meinem Blickfeld verschwunden. Die Richterin, die in der Nähe des Kaninchens stand, sagte später, dass Hetty exakt auf der Spur am Kaninchen ankam, eine Vollbremsung machte, sich das Kaninchen packte und sofort damit aus dem Wald in meine Richtung rannte. Brav brachte sie ihre Beute zu mir und gab sie ab.
Die Bewertungen der Schleppspur im Einzelnen
Arbeitseifer: 11 = ausgeprägt
Finderwille: 10 = ausgewogen
Selbständigkeit: 10 = ausgewogen
Nasengebrauch: 11 = ausgeprägt
Spurwille: 10 = ausgewogen
Als nächstes war die Verlorensuche im Wald dran. Hierzu gaben wir je ein Kaninchen und eine Ente ab. Diese wurden in einem großen Waldstück mit dichtem Unterbewuchs incl. Brombeerranken ausgeworfen. Beide Stücke lagen in den Brombeeren und mussten vom Hund dort heraus geholt werden. Hier hat mich Hetty wirklich überzeugt. Nachdem ich sie in die Suche schickte (bis letzte Woche wusste sie nicht mal was das ist) rannte sie weit in den Wald hinein, bekam von rechts Wind, bremste und arbeitete sich zielsicher zum Kaninchen vor. Als erstes fand sie die Richterin, dann kurz danach das Kaninchen, dass sie dann tapfer durch die Brombeeren schleppte. War gar nicht so einfach, weil das Kaninchen immer wieder hängen blieb. Aber mein Mädchen hat das sehr gut gemacht und mir die Beute in die Hand gebracht. Nachdem ich sie wieder geschickt habe, lief sie wieder weit in den Wald hinein. Dieses mal weiter nach links. Und siehe da, auch hier bekam sie schnell Wind und arbeitete sich an die Ente vor. Der dort stehende Richter sagte hinterher, dass sie schon auf die Ente getreten ist, dies aber nicht gemerkt hat. Sie war so damit beschäftigt ihrer Nase zu folgen und die Stelle einzukreisen wo sie die Ente findet. Und dann hatte sie sie auch schon und kam stolz damit zu mir zurück.
Die Bewertungen der Verlorensuche im Wald im Einzelnen
Arbeitseifer: 11 = ausgeprägt
Finderwille: 11 = ausgeprägt
Selbständigkeit: 11 = ausgeprägt
Nasengebrauch: 11 = ausgeprägt
körperliche Härte: 10 = ausgewogen
Gleich neben dem Gelände der Verlorensuche fand dann die Prüfung der Markierfähigkeit statt. Dieses Gelände war ein wenig lichter, hatte aber auch eine Menge Totholz das es zu überwinden galt. Ebenso ein paar Brombeeren. Hetty war jetzt richtig heiß aufs arbeiten. Viel Pause hatte sie zwischendurch ja nicht gehabt. Und sie konnte es kaum erwarten dran zu kommen. Ich hatte meine Last das Mädel neben mich zu setzen und entschied mich dafür sie angeleint zu lassen. Ich wusste schon warum. Die Ente flog ins Dickicht und wir mussten noch ein paar Sekunden warten. Dann bekam ich die Freigabe und beugte mich vor. In dem Moment versuchte Hetty bereits zu starten. Als ich versuchte die Leine ab zu machen schüttelte sie mit dem Kopf und versuchte mit aller Macht schnell aus der Halsung zu kommen. Dieses gezappel brachte ihr dann auch ein "wenig erkennbar" in der Arbeitsruhe. Hetty lief schnurgerade auf die Fallstelle zu, bremste, packte und schon war sie wieder zurück. Fast punktgenaue Markierung!
Die Bewertungen der Markierung im Einzelnen
Finderwille: 10 = ausgewogen
Nasengebrauch: 10 = ausgewogen
Arbeitsruhe: 8 = wenig erkennbar
Konzentration: 10 = ausgwogen
Einschätzen der Entfernung: 11 = ausgeprägt
Jetzt setzten wir einmal um für die Wasserarbeit und die Verlorensuche im Feld. Zuerst war die Verlorensuche dran. Auch hierfür gaben wir jeder eine Ente und ein Kaninchen ab, das die Hunde auf einer großen Wiese suchen mussten. Das Kaninchen wird dabei ein kleines Stück geschleppt und dann liegen gelassen, die Ente bleibt an ihrem Platz. Da diese beiden Fächer mit Schuss gearbeitet werden, standen wir mit unseren Autos weiter entfernt und mussten dementsprechend länger laufen. Als wir endlich dran waren, hatte Hetty es sehr eilig. Einer der Hunde vor ihr hatte die Ente zurück zum Auto getragen und Hetty hatte die Spur natürlich sofort in der Nase. Dementsprechend zog sie an der Leine und ich musste mehrfach stehen bleiben um sie daran zu erinnern, dass sie auch ein kleines bisschen besser an der Leine gehen kann.
Als wir dann zum Richter gingen, erklärte dieser mir noch einmal was wir jetzt machen. Ich sollte auf der linken Seite gehen und dem Richter/Schützen folgen, da während der Sichtung geschossen wurde. Ich schickte Hetty los zum suchen und wir gingen gemeinsam über die Wiese. Hetty sollte sich dabei danach richten wohin wir gingen. Mein Mädchen suchte im großen Bogen und lief dann freudig einer Schwalbe hinterher, die im Tiefflug vor ihr her flog. Nach einiger Zeit drehte die Maus aber von alleine um, als sie sich zu weit entfernt hatte und kam zurück. Als sie sich wieder von uns entfernte kam der erste Schuss. Hetty kann mit Schuss nichts anfangen bisher und kam zu mir zurück um zu fragen was sie tun soll. Ich schickte sie wieder in die Suche was sie auch sofort tat. Schuss. Hetty kam wieder freudig zu mir und wollte wissen was zu tun ist. Löste sich auch dieses mal wieder und suchte weiter. Mittlerweile waren wir ein gutes Stück gegangen und plötzlich bekam die Maus Wind. Breeeeeems! Nase runter und zack hatte sie eine Ente gefunden. Das Spiel gefällt der Maus sichtlich! Nach Abgabe schicke ich sie weiter und schon bald hatte sie die Schleppspur des Kaninchens gefunden. In vollem Tempo rennt sie an einem kleinen Waldstück entlang auf einen Schilfgürtel zu. Und zack war sie weg. Irgendwie hatte sie übersehen, dass da ein Graben war. Es dauerte eine Zeit, bis sie wieder aufgetaucht ist und dann suchte sie von sich aus auch weiter. Ging noch einmal zum Anschuss zurück und verfolgte die Spur ein weiteres mal. Dieses mal ein wenig vorsichtiger. Ah! Da ging es ab nach links in das Wäldchen. Und schon nach kurzer Zeit kam sie mit Kaninchen zurück.
Die Bewertung der Verlorensuche im Feld im Einzelnen
Arbeitseifer: 11 = ausgeprägt
Finderwille: 10 = ausgewogen
Selbständigkeit: 10 = ausgewogen
Nasengebrauch: 10 = ausgewogen
Führigkeit: 10 = ausgewogen
Nun noch die Wasserarbeit. Gegenüber von uns stand Schütze und Werfer am Teich und Warf nach Schussabgabe eine Ente im Bogen vor sich ins Schilf. Ich musste wieder einen Moment warten bis ich Hetty schicken durfte. Dieses Mal hatte ich ihr die Leine um den Hals gelegt und sie so festgehalten, dass sie nicht wieder einspringen kann. Und das klappte auch gut. Ruhig konnte ich sie ins Wasser schicken. Es ging ein bisschen steil bergab und von dort dann ins Wasser. Direkt am Rand lag eine Palette (oder so was ähnliches) im Wasser. Hetty untersuchte den Rand und entschied sich dann weiter nach rechts ins Wasser zu gehen. Ich dachte schon sie hätte keine Ahnung wo die Ente gelandet ist, aber weit gefehlt. Sie wusste sehr genau wo sie gefallen ist! Sie schwamm zwar nicht gerade drauf zu, sondern landete weiter rechts am Ufer und machte sich dann von dort auf geradem Wege am Rand entlang auf zur Fallstelle. Und weil kleine schwarze Mädels ja nicht doof sind, hat sie sie dann um den Teich herum gebracht. Das ging nämlich schneller. Das man da lang kann wusste sie weil sie zuvor dort in der Nähe der Richter die erste Ente gefunden hatte. Auch diese Ente brachte das Mädel mir in die Hand.
Die Bewertung der Wasserarbeit im Einzelnen
Arbeitseifer: 10 = ausgewogen
Finderwille: 10 = ausgewogen
Selbständigkeit: 10 = ausgewogen
Nasengebrauch: 10 = ausgewogen
Arbeitsruhe: 10 = ausgewogen
Führigkeit: 10 = ausgewogen
Wasserfreude: 10 = ausgewogen
Die Bewertung der einzelnen Fächer fand nach der Arbeit aller Hunde statt. Dazu beschrieben die Richter nacheinander was sie gesehen hatten und diskutierten dann die Bewertung der einzelnen Anlagen in diesem Fach.
Ich fand bei Hetty hat man sehr schön gesehen wenn sie Wind bekam und eine Spur verfolgte. Genau wie Jay Jay und auch Mozart zeigt sie sehr gut und klar an sobald sie etwas gefunden hat oder auch wenn sie die Spur wieder verloren hat. Man kann sie wirklich sehr schön lesen. Auch den Anschuss untersucht sie sehr gründlich. Jetzt müssen wir noch am einspringen arbeiten, dann wird das richtig viel Freude mit ihr machen. Im Laufe des Tages konnte ich sehr gut sehen, dass der kleine Niffler sehr an Selbstsicherheit gewonnen hat.
Hier noch die Beschreibung was bei den einzelnen Anlagen bewertet wird:
Arbeitseifer:
Arbeitslust, Jagdinstinkt, Arbeitsbereitschaft, Fleiß, Arbeitswille
Finderwille:
Vorwärtsdrang, der Wille Beute zu machen, Durchhaltewillen, Zielstrebigkeit
Der Finderwille eines jagdlich passionierten Hundes zeigt sich in seinem unermüdlichen Bestreben, die Witterung oder die Spur zu finden, sie möglichst zu halten, sie nachzuverfolgen sowie sie einzukreisen und hierbei nicht aufzugeben.
Selbständigkeit:
Jagdinstinkt, Neugierde, Selbstvertrauen, mentale Stärke, Souveränität, Vertrauen in die eigene Nase
Nasengebrauch:
Wahrnehmen und Anzeigen von Witterung, Reaktion beim Verlieren, Kreuzen, Aufnehmen der Spur, Arbeitskonzentration, Arbeitsruhe
Arbeitsruhe:
Gelassenheit, mentale Stärke, Konzentrationsfähigkeit, Geräuschlosigkeit
Führigkeit:
der Wille zur Zusammenarbeit, Kontaktbestreben, Sensibilität, mentale Stärke, Bereitschaft Wild in Richtung des Führers zu tragen
Körperliche Härte:
Geländeannahme, Vorwärtsdrang, der Wille Beute zu machen, Durchhaltewillen, Finderwillen
Spurwille:
der Wille Beute zu machen, Finderwille, Vorwärtsdrang, absolute Geländeannahme, Bereitschaft zur Problemlösung, Konzentration auf die Spur, Arbeitsruhe
Wasserfreude:
Bereitschaft der Wasserannahme, Schwimmfreude, Bereitschaft im und am Wasser zu Arbeiten, Freudigkeit im und am Wasser, Vorwärtsdrang
Konzentration während der Markierung:
Fokussierung auf einen Punkt, Ruhe, Negieren von äußeren Reizen
Einschätzen der Entfernung:
Die Fähigkeit des Einschätzens der Entfernung sowie deren Abweichungen ermöglichen dem Retriever ohne unnötig viel Gelände zu beunruhigen, möglichst schnell in den Fallbereich des Wildes zu gelangen
Aufnehmen und Tragen von Wild
In Bezug auf das Aufnehmen von totem Wild gibt es Rasseunterschiede zwischen den einzelnen Jagdhunderassen. So kann man annehmen, dass Retriever, bedingt aus ihrer Anlage, eine größere Bereitschaft zeigen, totes Wild aufzunehmen und auch in Richtung des Führers zu tragen. Es wird somit nur festgestellt werden, ob der Retriever Wild beim erstmaligen Finden zügig aufnimmt, aufgenommenes Wild in Richtung Führer trägt. Daher muss die jeweilige Lage des ausgelegten Stückes zumindest bei der Verlorensuche im Wald so gewählt sein, das zwischen Hund und Führer kein Sichtkontakt besteht. Hierbei soll der Retriever von sich aus, selbständig, ohne Beeinflussung durch den Führer das Stück aufnehmen.
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